Interview mit Donata Vogtschmidt von der Partei Die Linke

Ich bin Donata Vogtschmidt, aktuell 26 Jahre alt und schon relativ lange bei den Linken. In der Partei habe ich schon ganz viele unterschiedliche Sachen gemacht: ich bin im Landesvorstand, habe kommunalpolitisch gearbeitet – alles im Ehrenamt natürlich. Ich mache oft Gleichstellungspolitik und das nicht nur in der Partei, sondern zum Beispiel auch im Landesfrauenrat. Das größte Amt, das ich innehatte war, dass ich Landtagsabgeordnete war von 2021 bis 2024. Da war
ich hier im Thüringer Landtag und Sprecherin für Katastrophenschutz und Feuerwehr. Das ist vielleicht nicht so das sexy Thema, was man einer jungen Frau zuschreibt, aber das war dann viel mit innerer Sicherheit verbunden. Und was man vielleicht noch so erwähnen kann ist, dass ich in einer Band (1) bin. Das heißt, wir sind auch eine politische Band und wir treten öfter mal bei Demos auf oder
letztens auch mit Bodo Ramelow zusammen.

Ich habe angefangen, mich politisch zu interessieren, da war ich selbst noch Schülerin. Also ich habe diesen klassischen Weg genommen mit Klassensprecherin, Schulsprecherin, dann in der Landesschülervertretung. Als ich dann a die Uni nach Erfurt gegangen bin, um Staatswissenschaften zu studieren, habe ich mich parteipolitisch interessiert. Mir war damals Umweltpolitik sehr wichtig.
Das heißt, ich habe mir dann die Wahlprogramme durchgelesen und geguckt, was da so die Punkte sind. Natürlich wären, wenn man sich für Umweltpolitik interessiert, auf den ersten Blick die erste
Wahl die Grünen. Aber ich habe mich dann weiter eben in die Wahlprogramme eingelesen und dann auch gemerkt, dass mir soziale Gerechtigkeit und auch Frieden sehr, sehr wichtig sind. Und
tatsächlich sind die Programme von den Linken, also unsere Ziele teilweise nochmal ökologischer, als die von den Grünen (2). Das denkt man auf dem ersten Blick gar nicht, aber das war dann tatsächlich für
mich so der ausschlaggebende Punkt. Bei der Linken habe ich einfach die höchste Deckung von meinen Werten und den Parteiwerten. Da habe ich mich erstmal ohne Parteibuch bei den Linken, damals noch in Arnstadt engagiert und habe dann irgendwann gesagt: Okay, entweder ganz oder gar nicht. Ich mache keine halben Sachen. Ich trete dann jetzt in die Partei ein.

Also wir haben natürlich viele verschiedene Themen. Wir wollen zum einen ein bezahlbares Leben für alle sichern. Das heißt, wir merken alle, dass zum Ende des Monats im Geldbeutel relativ wenig übrig bleibt. Das merken auch die Leute und das frustriert die Leute. Das heißt, wir möchten dafür sorgen, dass für alle ein gutes Leben tatsächlich auch möglich ist – egal, welche Herkunft man hat, egal, wo man wohnt. Also auch dieses Stadt-Land-Gefälle, das man da zum Beispiel hat, dass in der Stadt die Mieten gar nicht mehr bezahlbar sind und auf dem Land ist die Infrastruktur zum Beispiel gar nicht da, dass ich mit dem Bus da überhaupt hinkommen könnte. Gerade bei uns – manche
Dörfer sind einfach super schlecht erreichbar und auch in Nordhausen steigen die Mieten beispielsweise an. Wir wollen, dass das einfach nicht mehr so ein großer Punkt ist, dass man sich fragen muss, was man sich im Leben leisten kann. Das heißt, dass wir gleiche Voraussetzungen für
alle haben wollen – Möglichkeiten in der Ausbildung/im Studium, Bildung für alle kostenfrei. Das ist ein sehr großer Punkt und dann natürlich auch die Friedenspolitik. Wir sagen, das geht alles nur Hand
in Hand mit der sozialen Gerechtigkeit. Diese Wut, die gerade sehr, sehr viele Leute haben auf die Politik oder generell, die ist teilweise total verständlich. Und wir möchten eben alle unterstützen – egal, wo man herkommt, wie alt man ist oder welches Geschlecht man hat und wir machen da keine Unterschiede, wir sagen einfach, dass ein gutes Leben für alle möglich sein muss und da muss dann eben auch die Bundesrepublik und das Land unterstützen, ohne jemanden außen vor zu lassen oder an den Rand zu drängen.

Ja, auf jeden Fall. Also wir merken natürlich bei den anderen Parteien, wenn man sich auch mal die Wahlprogramme anschaut, dass da teilweise Leute gegeneinander ausgespielt werden. Das ist
einfach eine Form von Populismus, wir leben in einer populistischen Gesellschaft. Es werden vor allem viele Dinge gesagt, die hören sich sehr gut an, aber es gehört dann doch noch sehr viel
dahinter. Man kann nicht einfach mit einem Satz die Antwort auf alles haben. Politik ist manchmal einfach super langwierig, das musste ich auch erst lernen. Ich bin da auch mit anderen Idealen
reingegangen, bei denen ich dachte: „Hey, das muss doch jetzt hier funktionieren!“ Aber so einfach ist es eben nicht, wenn man wirklich langfristig gute und sichere Lösungen haben will. Und ich glaube
schon, dass es uns auszeichnet, dass wir sagen, wir sind die einzige oppositionelle Kraft, die wirklich für soziale Gerechtigkeit aller eintritt. Uns zeichnet ja auch aus, dass wir nicht mit dem Ansatz rangehen „Bitte wählt uns, damit wir in die Bundesregierung kommen!“ Für uns ist klar, wir verkaufen unsere Werte da nicht, um in eine Koalition mit irgendwem einzugehen. Es braucht auf jeden Fall eine soziale Opposition: wer, wenn nicht wir? Deshalb heißt es bei uns ja auch: „Alle wollen regieren und
wir wollen verändern.“

Ich glaube, wir haben eine sehr, sehr niedrige Einstiegsschwelle. Wir merken auch gerade, dass wir sehr viele junge Leute begrüßen können. Also wir haben gerade eine totale Eintrittswelle – das war
das letzte Mal vor mehreren Jahren so, dass wir so rapide wachsen. Ich glaube, das spricht auch dafür, dass junge Menschen sich bei uns angesprochen fühlen. Ja, natürlich machen wir auch lustige
Instagram Videos – ich habe ein Musikvideo (3) mit Bodo Ramelow gedreht. Ich kann mir auch keinen anderen Ministerpräsidenten vorstellen, der einfach mal einen Neue Deutsche Welle Song covert.
Das ist schon lustig und hebt sich ab. Wir machen einfach nahbare Politik, das heißt: Wir stellen uns nicht über andere und meinen, dass sie erstmal so und so alt sein müssen, um bei uns mitzumachen.
Die Gesellschaft besteht natürlich aus unterschiedlichen Altersgruppen – eben auch aus jungen Leuten. Und warum sollen sich junge Leute nicht engagieren, wenn es um ihre Zukunft geht? Das habe ich mir damals auch gesagt. Ich war damals auch die jüngste Abgeordnete im Thüringer Landtag. Ich bin 23 Jahre gewesen, als ich reingerutscht bin und dachte mir auch: „Fuck, meine Altersgruppe wird hier so gar nicht repräsentiert. Es sind – jetzt runter gebrochen – super viele alte
weiße Männer da, die Politik für ihre Generation machen. Aber haben sie wirklich auch die Zukunft für die nächsten 20, 30 Jahre im Blick? Was ist mit Rentenpolitik? Also ich würde sagen, dass wir noch die gleiche Generation sind. Aber ich weiß nicht, ob wir genug Rente bekommen in unserem aktuellen Rentensystem. Das muss komplett überarbeitet werden. Aber wer kümmert sich darum, wenn nicht wir? Es ist ja unsere Zukunft und deshalb sollten wir auf jeden Fall mitgestalten.

Also wir haben zum Beispiel den Vorstoß gemacht, dass Gemeinschaftsschulen verankert werden – also ein gemeinsames längeres Lernen. Ich glaube, das ist so der Hauptpunkt bei der Bildung, den wir auf Landesebene in Thüringen schon durchgesetzt haben, als wir in der Rot-rot-grünen Regierung waren. Außerdem gab es auch ein Programm, um mehr Lehrerinnen und Lehrer einzustellen. Da hat
man auch Gelder freigeschaufelt, dass man von jetzt auf gleich beispielsweise 800 einstellen kann. Dass das nicht komplett ausgereizt wurde, liegt daran, dass man sich Lehrerinnen und Lehrer leider
nicht backen kann. Aber wir wollen fördern, dass sie in Thüringen ihre Ausbildung machen können und auch danach hierbleiben. Viele sind vor zehn, 15 Jahren, als die Vorgängerregierung die
Verbeamtung abgeschafft hat, in andere Bundesländer gegangen. Dort wurden sie verbeamtet und konnten auch einfach mehr Geld verdienen. Und, dass man damals nicht mitgedacht und sich die
Geburtenstatistik angeguckt hat – wie viele Kinder werden geboren, wie viele Lehrer brauchen wir dann? -, das war ein fataler Fehler. Deswegen stehen wir ja gerade vor einem Problem. Ihr merkt sicher auch, dass viele Lehrerinnen und Lehrer an eurer Schule gerade fehlen und manche Stunden einfach ausfallen. Wir wollen, dass das mit Weitsicht angegangen wird und erkannt wir, dass wir das Bildungssystem komplett reformieren müssen. Der nächste Punkt ist einfach, dass Bildung kostenfrei für alle sein muss. Es kann nicht sein, dass man sich gute Bildung leisten können muss, dass man nur mit reichen Eltern ein gutes Studium haben kann. Das BAföG reicht vorne und hinten nicht, man muss oft noch so viel arbeiten, dass die Studienzeit sich verlängert oder die Ausbildungszeit. Man sollte die gleiche Zugangsvoraussetzungen haben – egal aus welchem Elternhaus man kommt und wie viel Geld man hat.

Genau: Bildung kostenfrei für alle, die Schulen zu verbessern – wir merken auch, dass da finanziell nicht alles gut gelaufen ist in den letzten Jahren. Viele Schulen brechen halb zusammen, die Digitalisierung ist nicht auf dem besten Punkt. Da haben wir noch einiges nachzuholen, was jetzt Tablets beispielsweise angeht oder die generelle digitale Infrastruktur. Wir sind da in Deutschland einfach nicht auf dem aktuellen Stand. Ich glaube, es lag die Priorität einfach nicht darauf. Die
Priorität lag auf ziemlich vielem, aber nicht auf der Bildung. Aber man muss sich anschauen, wie wichtig Bildung einfach ist. Mit Bildung bildet man sich sozusagen seine Zukunft für das Land aus.
Dass man da spart, ist auf jeden Fall der falsche Weg. Damit wird niemandem geholfen. Wir brauchen einfach gut ausgebildete Leute, die dann auch gute Arbeit leisten können und die sich dann vielleicht
auch dafür einsetzen können, dass die Bildung dann auch als Vorreiterrolle angesehen werden kann. Da haben wir leider noch echt viel aufzuholen.

Also Wählen ab 16 steht ja auch schon seit jeher in unserem Forderungskatalog drin. Wir haben auch in Thüringen durchgesetzt, dass man auch schon bei den Kommunalwahlen ab 16 wählen kann. Das ist auf unserem Haufen gewachsen. Wir wollen Mitbestimmungsrechte von der Altersgrenze generell
weiter nach unten setzen. Eine weitere Aktion ist, dass wir zum Beispiel einen sehr aktiven Jugendverband haben, also die Linksjugend. Die ist flächendeckend in Thüringen und Deutschland generell vertreten. Also die Linksjugend und die Partei sind auch keine zwei Parallelwelten, man
arbeitet da auch immer total gut zusammen. Es sind ja auch teilweise die gleichen Leute. Ich bin auch selbst Mitglied in der Linksjugend, aber eher in der Partei tätig. Man kann nicht alles gleichzeitig schaffen, aber man kann in den Schwerpunkten seine Teilnahme absichern. Das zeichnet uns auch aus, dass es viele junge Leute gibt. Es ist nicht so, dass man in die Partei reinkommt und da erstmal total viele ältere Leute dort sieht und sagt: „Hallo, also ich bin erst 17, 18 und würde auch ganz gern was machen, aber ich weiß nicht, was“ und dass die Leute dann sagen „Ja, das wissen wir auch nicht.“ Das ist bei uns total anders. Also unsere Partei besteht gerade echt aus richtig vielen jungen Leuten.

  1. Wir wollen ein komplett elternunabhängiges BAföG, dass das Einkommen der Eltern quasi nicht mehr mit einfließt. Ich kann da auch aus eigener Erfahrung sprechen. Ich habe zwischen 200 und 400 Euro
    BAföG bekommen. Ich habe während des Studiums mein Kind bekommen und musste trotzdem arbeiten gehen und konnte mir kein Urlaubssemester leisten. Es war zwar schwierig, aber machbar.
    Das heißt dennoch, es müsste viel bessere Förderung geben. Es ist ein riesiges Feld und total reformbedürftig. Es wurde zwar letztens angepasst, aber es ist noch lange nicht der Inflationsausgleich beispielsweise berücksichtigt, um tatsächlich gut studieren gehen zu können. Ich meine, wie viele Leute gehen neben eines Vollzeitstudiums noch arbeiten? Es ist voll krass, was viele da auf die Beine stellen – dazu dann vielleicht noch Pflege- oder Erziehungsarbeiten. Ich habe dann
    während meines Mandats im Landtag auch noch meinen Master fertiggemacht. Da hatte ich dann aber zum Glück das Finanzierungsproblem nicht. Also wir wollen elternunabhängiges BAföG für alle oder eben ein bedingungsloses Grundeinkommen. So würde man das Sozialsystem dann ein bisschen
    auf links krempeln – im wahrsten Sinne des Wortes.

Also von der SPD unterscheidet uns einiges. Aber worauf man sich einigen kann ist, dass wir zum Beispiel für eine einheitliche Bürgerversicherung kämpfen. Also da sind sich SPD, Grüne und Linke
einig, dass wir keine Zweiklassenmedizin mehr wollen. Es sollen alle, egal, wie viel man verdient in einen Topf einzahlen und, dass dann eine solidarische Grundversicherung quasi entsteht. Es wurde ja schon angestoßen, leider noch nicht umgesetzt. Die private Krankenversicherung ist mit so vielen Privilegien verbunden, was einfach überflüssig ist. Ansonsten streiten wir als Linke dafür, dass es
unabhängig von der Herkunft so ist, dass man gut unterstützt wird. Da werden ja super viele Abstriche teilweise gemacht. Die Hartz-IV-Reform war nötig, aber jetzt ist es ja so, dass das Bürgergeld mit krassen Auflagen verbunden ist. Also in den Jobcentern sind teilweise unwürdige Bedingungen, wenn Menschen sich rechtfertigen müssen, dass sie nicht arbeiten können, keinen Job finden oder sonst irgendwas. Viele Leute scheitern auch an dem Antrag und es ist auch so, dass sie
ganz viel nachweisen müssen, zum Beispiel mentale Belastungen, generell Krankheiten oder Sorge- und Care-Arbeit zu Hause. Es ist dann manchmal so, dass sie dieser ganzen Bürokratie nicht Herr
werden und es so vielleicht gar nicht schaffen, den Bürgergeldantrag abzugeben. Dann ist das System einfach gescheitert. Wir sind dafür, dass man das verbessert, entbürokratisiert und somit leichteren
Zugang zu einer finanziellen Absicherung.

Es muss einen bundesweiten Mietendeckel geben. Das heißt, dass es quasi gedeckelt ist, wie viel Miete man zahlen muss, beziehungsweise, dass sich Vermieter: innen nicht aussuchen können, ob sich eine Wohnung für 1000 Euro oder 3000 Euro warm vermieten, obwohl der Schnitt beispielsweise bei 550 Euro läge. Sowas haben wir zum Beispiel in Berlin oder München – man muss sich auch da Wohnungen leisten können. Wir wollen auch mehr Sozialwohnraum und Neubauten für günstige Wohnungen, dass sich alle Leute diese Wohnungen leisten können. Dieser Mietendeckel sagt auch, dass es gesetzlich geregelt werden muss, wie viel Gewinn Vermieter: innen machen dürfen. Es kann
nicht sein, dass Wohnungskonzernen, die mehrere 1000 Wohnungen besitzen und so krass Gewinn einschlagen, die Leute quasi ausbeuten. Also wir wollen verstaatlichen und teilweise auch Wohnungen enteignen. Enteignung ist natürlich immer ein großes Wort. Viele Konservative sagen auch: „Oh Gott, die wollen allen Leuten ihre Eigentumswohnungen wegnehmen!“ Das stimmt
natürlich nicht. Wir wollen Konzerne enteignen, die mehr als 3000 Wohnungen besitzen. Das betrifft eben eher die großen Städte.

Ich finde es total krass, dass man immer noch diese Unterscheidung zwischen West- und Ostdeutschland macht. Also ich bin nach der Wende geboren, ihr auch und trotzdem hört man immer noch davon. Das sagt man nicht nur einfach so, sondern es gibt einfach noch Lohngefälle, es gibt Rentengefälle. Oftmals sind die Leute, die im Osten wohnen benachteiligt und fühlen sich auch benachteiligt. Deswegen wächst Frust, wie man an aktuellen Wahlprognosen ja auch sehen kann. Es ist keine Alternative rechtspopulistische Kräfte zu wählen, denn die machen Deutschland auch nicht wieder „großartig“, auch, wenn sie das gern so hätten. Wir sind dafür, dass Ostdeutschland wieder
aufgewertet wird und dass man sagt: „Wir sind hier in einem einheitlichen Land mit gleichen Renten, gleichen Löhnen.“ Es soll eben nicht heißen, dass wenn man mit einer Ausbildung aus den neuen
Bundesländern in den Westen geht, einem geraten wird noch eine Zusatzausbildung zu machen. Das kann einfach nicht sein, dass wir hier immer noch weniger verdienen. Wir sind ja auch eine ganz andere Generation und es gibt so viele Jahrzehnte nach der Wende immer noch diese krassen Unterschiede. Das merkt man ja auch schon bei der Repräsentation: Wie viele Leute aus Ostdeutschland sitzen tatsächlich im Bundestag? Relativ wenige im Verhältnis. Angela Merkel war ein
herausragendes Beispiel, dass man es auch als ostdeutsche Frau bundesweit schaffen kann, Karriere zu machen. Aber das ist leider die Ausnahme. Die Repräsentation aller muss einfach gegeben sein,
wir sind keine Leute zweiter Klasse. Das muss überwunden werden.

Also Umweltpolitik ist ja ein total großes Feld. Wir setzen auf erneuerbare Energien, aber eben nicht mit dem Brecheisen. Also wenn man auf seinem privaten Dach nicht sofort eine Solaranlage bauen
will, ist das okay. Aber es muss staatlich gefördert werden und es muss Anreize geben. Uns ist wichtig, Umweltschutz auch sozial zu denken. Das heißt, dass es zum Beispiel auch eine Energiepreisbremse
gibt. Denn erneuerbare Energien sind unterm Strich deutlich günstiger. Warum soll man da also wieder ein Atomkraftwerk bauen? Wir wissen ja jetzt schon nicht, wo wir mit dem Atommüll hinsollen. Aber genau das wollen manche Parteien ja. Die Kosten müssen dann die nachfolgenden
Generationen tragen. Deshalb sind wir für erneuerbare Energien, die dann eben auch staatlich gefördert werden. Es muss niemand gezwungen werden, aber es muss Anreize geben. Wir sagen
auch beispielsweise nicht, dass ein Lastenrad überall sein muss und man die ganzen Autos abschaffen muss. Da haben die Leute keinen Bock drauf und das ist verständlich, denn manchmal ist das gar
nicht realistisch umsetzbar. Wir wollen den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, sodass der irgendwann ticket- und kostenfrei sein kann. Denn selbst das Deutschlandticket können sich viele Leute einfach nicht leisten oder es fährt nur selten ein Bus. Wir wollen die ländlichen Regionen eben infrastrukturell erneuern.

Es soll natürlich im besten Fall günstiger werden. Der Ansatz ist ja total cool, dass man nur ein Ticket für ein ganzes Bundesgebiet braucht. Das hatte ja auch mit dem 9 Euro Ticket super funktioniert. Die Leute konnten sich Mobilität einfach besser leisten und sind dadurch natürlich auch mehr rumgefahren. Natürlich waren die Züge voller, weil man nicht mehr Züge eingesetzt hat. Das müsste also auch angepasst werden. Aber im besten Fall ist das das Ticket der Zukunft, aber eben kostenlos
und frei zugänglich. Die Planung muss verbessert werden, Schienen in Stand gesetzt werden und auch Busse müssen mehr eingesetzt werden. Es gibt zum Beispiel ja auch Bürgertaxis und Rufbusse. Dann
braucht man auch einen bundesweiten Verkehrsverbund. Das haben wir in Thüringen leider nicht, auch, wenn das immer ein Ziel von uns Linken war. So könnte man die Taktung auch besser planen. Das müsste eigentlich bundesweit reformiert werden, aber dann müsste man die Autonomie der Bundesländer ja runternehmen und sagen, dass es für den ÖPNV keine Landesgrenzen gibt. Und man müsste natürlich auch die Deutsche Bahn verstaatlichen. Denn jetzt ist es ja so, dass die Preise teurer werden und die Taktung schlechter wird. Ich glaube, wenn sie verstaatlicht wird, wie die DB es ja mal war, würde das besser klappen. Die Bahn sollte ein Unternehmen für die Allgemeinheit sein.

Man kann viele Parteien quasi gar nicht mehr so richtig unterscheiden, weil es eine komplette Diskursverschiebung nach rechts gab. Nur weil man mit rechten Strategien auf Probleme antwortet, heißt das nicht, dass das die richtigen Strategien sind. Selbst SPD und Grüne sagen ja mittlerweile, dass wir mehr abschieben, abschieben, abschieben müssen und das ist nicht die Lösung und auch unmenschlich. Wir sagen, wir können keine Menschen in Kriegsgebiete schicken, wo sie dann vom Tode bedroht sind. Ich weiß auch nicht, ob das rechtspopulistische Kräfte wirklich glauben, wenn sie
das sagen, dass es Leute gibt, die Lebensgefahren für sich und ihre Familie in Kauf nehmen, um aus einem Land zu fliehen, was Wochen dauert, wo Menschen ertrinken, abgewiesen oder erschossen werden, dass die dann angekommen und hier zum Spaß sind. Das ist einfach schwer zu glauben. Nur, weil man Leute abschiebt, löst das doch nicht die eigenen Probleme im Land. Wir sagen, wir brauchen auf jeden Fall ein Umdenken in der Migrationspolitik. Da sind viele Dinge falsch gelaufen, beispielsweise der riesige bürokratische Aufwand. Es kann nicht sein, dass Leute sechs Monate oder länger in Erstaufnahmeeinrichtungen ausharren müssen, um an einen Sprachkurs zu kommen. Denn natürlich laufen die dann draußen rum und wissen nicht, was sie machen sollen und chillen am Bahnhofsvorplatz und Deutsche regen sich drüber auf, was die dort machen. Ja, die würden auch lieber jetzt schon arbeiten gehen, aber es geht nicht, wenn sie so lange auf einen Antrag warten. Das muss beschleunigt werden, es muss mehr Geld für „Deutsch als Zweitsprache“ her. Wir brauchen ja auch einfach die Fachkräfte. Teile der AfD haben ja auch gefordert einen Großteil von deutschen Staatsbürgern abzuschieben, weil sie einen Migrationshintergrund haben. Es werden eh weniger Leute in Deutschland geboren. Wer arbeitet denn dann beim Bäcker oder in der Kranken- und Altenpflege? Das Rentensystem wird auch schwierig, wenn es weniger Leute gibt, die die Rente finanzieren müssen. Wenn diese ganzen Fachkräfte nicht mehr da sind, dann ist das ein fataler Fehler, der uns dann in ein paar Jahren auf die Füße fällt, wenn es heißt: „Wir schieben ab, weil wir keine Zuwanderung wollen.“ Es zeichnet uns doch aus, dass wir so ein vielfältiges Land sind. Wir können so
viel voneinander lernen, warum muss man da dann Unterschiede machen? Ja, es gibt natürlich Probleme mit Menschen, die hierher gekommen sind, es gibt aber Probleme mit Deutschen. Es gibt überall schlechte Menschen, das ist unabhängig davon, welchen Pass man hat. Das muss genauso gehandhabt werden. Warum soll man da Unterschiede machen? Warum ist die Herkunft wichtig?
Wenn jemand eine Straftat begeht, dann muss das verfolgt werden, dann muss das bestraft werden. Egal, wo man herkommt.

Ja, auf jeden Fall. Natürlich werden sie das nicht stoppen oder retten. Aber wir sind darauf angewiesen, dass wir Leute von außen für ein attraktives Deutschland anwerben. Mal davon abgesehen, dass man Menschen Hilfe gibt, die Hilfe suchen. Für mich steht es außer Frage,
Hilfesuchenden zu helfen. Dass Migrantinnen und Migranten den demographischen Wandel ein bisschen verzögern oder ausgleichen, ist definitiv der Fall.

Die Mission Silberlocke besteht aus drei älteren Herren unserer Partei: Dietmar Bartsch, Bodo Ramelow und Gregor Gysi, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, jetzt nochmal öffentlichkeitswirksam dafür einzustehen und unsere Partei sozusagen zu retten. Also es funktioniert
eigentlich wahnsinnig gut. Die reisen gerade zu dritt durch ganz Deutschland, geben Interviews, reden
mit den Leuten vor Ort. Die Säle sind wahnsinnig voll. Es gibt eigentlich überall, wo sie hinkommen Einlassstopps und mehrere 100 Leute stehen einfach davor. Es steckt auch einfach viel Hoffnung in den drei Herren. Dass es so gut ankommt, damit haben wir auch nicht gerechnet. Es sind einfach Personen, die in der politischen Landschaft deutschlandweit bekannt sind, wichtige politische Ämter schon innehatten und auch sympathietragende Personen sind. Ich glaube, ich habe noch nie
jemanden getroffen, der Gregor Gysi nicht auch als wahnsinnig guten Rhetoriker sieht. Auch, wenn man Die Linke nicht als Lieblingspartei hat, wird gesagt, dass er einfach ein wahnsinnig guter Redner ist, der die Lage immer sehr gut begreift. Das gilt auch für Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow. Mission Silberlocke ist eben mit einem Augenzwinkern gesehen. Wir setzen aber natürlich nicht nur auf ältere weiße Männer. Hier in Thüringen steht Bodo Ramelow auf der Landesliste auf Platz Eins, ich auf Platz Zwei. Also, wir haben da die Erfahrung auf jeden Fall, wir müssen aber auch den Nachwuchs bedenken. Es ist auch so, dass Dietmar Bartsch, Bodo Ramelow und Gregor Gysi auf den Sieg eines
Direktmandats setzen, wie auch weitere in der Partei. Also wir haben in Deutschland acht Wahlkreise, die auch von der Linken gewonnen werden könnten. Aufgrund der Grundmandatsklausel, die ja im
deutschen Wahlrecht exis;ert, braucht man drei Direktmandate, um in den Bundestag einzuziehen, wenn man die 5%-Hürde nicht erreicht. Das tun wir aber in aktuellen Umfragen. Wir wachsen quasi von Woche zu Woche. Das spricht ja auch für uns und unseren Kurs. Also wir kriegen sehr wahrscheinlich beides hin. Da sind eben diese drei Wahlkreise von den Herren auch sehr aussichtsreich.

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Faktencheck

1. Instagram: donata.band
2. Beispiele, Vergleich der Webseiten www.gruene.de bzw. www.gruene-bundestag.de und www.die-linke.de